Was mich in den letzten Tagen aufrecht gehalten hat, war einerseits die Hoffnung, dass die Migräne endlich nachlässt und andererseits die Vorfreude auf ein romantisches französisches Menü in La Cocotte.
Gott sei Dank war die Migräne Samstagfrüh vorbei und nicht konnte die Freude mehr trüben.
Mit Moniseur machten wir uns daher gestern Abend auf den Weg in’s Restaurant. Kleine Öllämpchen beleuchteten den kleinen Vorgarten und die großen schöne Fensterfront. Kerzenschein beleuchtete ebenfalls das Restaurant. Wandtechnisch hat es sicher schon bessere Zeiten gehabt (man sah noch die Raucherzeiten) aber es wirkt unglaublich französisch, gemütlich und mit den weißen Stofftischdecken, zur Lilie gefalteten Stoffserviette ach…wie so habe ich es mir vorgestellt, mon amis!
Die Karte bietet eine Vielzahl von Vorspeisen, so daß die Wahl mehr als nur schwer viel. Wir entschieden uns gegen Oeufs cocotte und wählten dreielei im Einweckgläschen:
Mini écrevisses à l’orange (Marinierte Flußkrebsschwänze mit Estragon, frischen Orangenfilets und Kaiserschoten) Mini filet de boeuf mariné (Rinderfilet mit Artischokenboden mariniert in Limettensaft und Wallnußöl) und Rote Beete mit Meerettich alles zusammen für 9.90€
Und natürlich Escargots de Bourgogne (6 Weinbergschnecken im Gehäuse mit hausgemachter Kräuter-Knoblauchbutter) 7,50 EUR. ohhhhhhh war das alles lecker. Interessant war das Rinderfilet. Das hätte ich mir eher wie ein Carpaccio vorgestellt, erinnerte geschmacklich eher an Boeuf Stroganoff. Die Krebse bekamen durch die Orangen und den Estragon eine sehr interessante Geschmacksrichtung, leicht süßlich, dort herb. Sehr gelungen. Die Schnecken waren reichlich mit Knoblauchbutter beträufelt und waren ausgezeichnet. Moniseur meinte, zehnmal besser als die aus dem Piaf, die dort fast doppelt so teuer sind.
Danach wählten wir statt einen der Hausklassiker Plats en Cocottes (Schmorgerichte), mon mari Steak tartare (A la minute zubereitetes rohes Rindertartare mit Salz aus Guérande, Petersilie, Schalotten, Kapern, Bio-Ei und verschiedenen Saucen) 14 EUR und moi einen Spieß mit frischem Thunfisch, Jacobsmuscheln und Scampi an Blattsalaten für 13 EUR. Auch diese Gerichte hervoragend zubereitet, optisch sehr ansprechend und kurz geschrieben vorzüglich – excellent wie wir Feierabendfranzosen sagen würden. Beide Portionen ausreichend – auch ohne die vielen Vorspeisen.
Weil noch ein biserl Platz im bereits wohl gefühlten Magen war, überprüften wir das Angebot der Desserts.
Glace flambée aux pruneaux (Hausgemachtes Pflaumeneis mit stückchen und mit Armagnac flambiert) 7,50 EUR
Crêpe aux marrons (Crêpe mit Kastanienkrem) 5,90 EUR
Crème brûlée (Gebrannte Bourbon-Vanillecreme) 5,90 EUR
Moelleux (moë-lö) au chocolat [Warmes Schokoladenküchlein mit flüssiger Füllung (mit Vanilleeis zzgl. 1,50 EUR )] 5,50 EUR
Tarte Tatin «Bio» [Gestürzte, karamellisierte Bio-Apfel-Tarte mit Crème fraîche (mit Vanilleeis zzgl. 1,50 EUR )] 4,90 EUR
Parfait à la nougatine (Mandelkrokant Parfait) 4,90 EUR
Parfait à la pistache (Hausgemachtes Pistazien-Parfait mit Himbeeren Coulis) 5,50 EUR
Mini mousse au chocolat (Edelbitterschokolade-Mousse mit Pekannußstückchen) 3,50 EUR
Mini gateau de semoule (Vanillengries Flammerie mit Brombeeren Coulis) 3,50 EUR
Mini mandarines au romarin (Mandarinen Kompott mit kandierte Rosmarin und Financier) 3,50 EUR
Leute, das nenne ich echt Qual der Wahl – so lockte vor meinem geistigen Auge das Schokotörtchen und die Creme Caramel aber auch die Mousse..oh weh….doch Käse? Vielelicht doch noch ein paar Schnecken?
Die Wahl fiel in der Tat auf die Creme Caramel und die Mousse, welche auch wieder in den niedlichen Weckgläschen serviert wurden. Formidable!
Auch die Gäste am Nebentisch wirkten mit ihren kleinen Gußeisernchen Cocottes sehr glücklich.
Kurz gefasst: Essen 10 Punkte
Service: freundlich, charmant, sehr aufmerksam 10 Punkte
Ambiente ja doch auch 10 Punkte, Getränke Kir Royal, Evian und Chardonnay ja, ja auch 10
Ich habe definitv ein neues Lieblingslokal und freue mich schon auf das nächste Mal, da war ja noch die Terrine de faisan (Getrüffelte Fasanenterrine mit Trestersenf) 5,90 EUR
Rillettes d’oie (Frz. Gänsefleisch-Spezialität mit knackigen Cornichons) 5,50 EUR
Crevettes roses (7 rosa Crevetten mit hausgemachtem Aioli) 6,50 EUR und die anderen Leckereien auszuprobieren.
Also jetzt verstehe ich Essen wie Gott in Frankreich – dabei muss man doch nur mal aus Kreuzberg in den Westen machen und kann schlemmen und geniessen…
Aanor – dir würde bestimmt die Foie Gras schmecken 🙂
Oh ja, die Foie Gras war traumhaft, genau so wie die coquilles st Jacques und die crème caramel. Da werde ich, wie gesagt, alles probieren müssen.