An für sich bleiben wir am ersten Weihnachtstag traditionell zu Hause und machen ein Resteessen. Jetzt muss man dazu sagen, wir gehören nicht zu den 45% der Deutschen, die am 24.12 Kartoffelsalat und Würstchen essen, sondern es gibt immer ein mehrgängiges Menü. Da wir dazu neigen viel zu viel zu kochen, na ja dann halt Resteessen am 25.12.
Da aber ein Freund uns am 25.12 uns zu seinem Geburtstagsessen eingeladen hat, musste wir diese Tradition brechen und trafen uns zum Dinner im Lutter & Wegner am schönen Gendarmenmarkt. Da wir bei phonedownchristmas mitgemacht haben, gibt es dieses Mal auch keine Bilder.
Also zum Stammhaus von Lutter & Wegner. Es ist ein wunderschönes Lokal, gediegen und perfekt für Familienessen oder einem Business-Dinner. Es gibt diverse Räume, mal weiß eingedeckt, mal mit karierten Tischdecken. Es gibt die Weinstube, das Hauptrestaurant und zwei weitere Räume. Jeder Raum hat seinen eigenen Charakter und Charme. Ist halt kein Hipsterlokal, sondern entspricht eher dem altwürdigen Gebäude. Ich mag das Ambiente.
Wer am Fenster sitzt, hat dann auch noch den wunderbaren Blick auf den Gendarmenmarkt. Schön.
So…also wir trafen uns zu sechst in der Weinstube. Die Karte ist übersichtlich. Ein paar Tages-Gerichte, eine kleine Standardkarte. Die Richtung ist ein bisschen österreichisch. Also es gibt kleine und große Wiener Schnitzel mit Kartoffel- Gurkensalat oder Bratkartoffeln. Berliner Leber mit Kartoffelpüree, jetzt zur Weihnachtszeit natürlich Gänsekeule – mal als ostpreussisch mal als masurisch bezeichnet. Kartoffelsuppe, Salate, Blutwurst, Sauerbraten und Ente komplettieren das Angebot. Eine Tageskarte bietet dann auch Fischgerichte an.
Wir entschieden uns für Schnitzel, Berliner Leber wurde mit Erdäpfelstampf, anstatt Kartoffelpüree (was aber bei Lutter & Wegner das ein und das Gleiche ist, hääh??), Tatar als Hauptspeise, Kabeljau mit Linguine und Belugalinsen (das sind die kleinen schwarzen, nussigen), und ostpreussische Gänsekeule mit Klössen und Rotkohl. Auf Vorspeisen und Desserts haben wir verzichtet, nur Freund T. bestellte noch eine Käseplatte als Dessert für 16€.
So das Schnitzel – ich hatte das kleine. War in Ordnung. Was mir bei einem original Wiener Schnitzel dann natürlich fehlt, sind Preisebeeren, Kapern und die Sardelle. Würde ich bei einem Preis von 21,50€ für ein kleines Schnitzel schon erwarten. Das Schnitzel kam ein wenig einsam auf dem Teller daher. Nur eine halbe Zitrone gab noch ein bisschen Optik ab. Der Kartoffel- und Gurkensalat werden getrennt dazu gereicht. Beide haben mir gut geschmeckt – ich meine aber mal gehört zu haben – kommt aus dem Eimer. Egal – dann war es ein guter Kartoffelsalat-Eimer. Größe für mich prima. War gut – aber es gibt auf jeden Fall bessere Wiener Schnitzel in der Stadt. Ich gehöre ja nur der Fraktion, die die wellige Panade bevorzugt.
Thomas seine Leber, sehr gut gebraten und saftig, die Sauce hätte noch ein bisschen bumms vertragen, der Stampf war dann nur ein grobes Kartoffelpüree (T. hasst nun mal Kartoffelpüree) also für T. nicht so dolle.
Die Gans wurde recht kommentarlos verspeist. Auch hier war alle ok. Der Tatar wurde als sehr gut deklariert. Das große Schnitzel – groß. Unsere 1,94 große Begleitung wurde ausreichend satt.
Der Kabeljau mit den Linguine (um die 28€) – auch in Ordnung.
Ihr lest schon, ein großes Juchhu war nicht so dabei. Es war alles in Ordnung, aber na ja ein bisschen Luft nach oben ist merkbar.
Zum Schluß gab es den Käse. 5-6 verschiedene Sorten für 16€. Hübsch mit Brot, Grissini und Feigensenf. Was ich mir hier gewünscht hätte, wenn der Kellner a) die Käsesorten erklärt und b) die Essempfehlung ausspricht -also welchen Käse zuerst essen und den kräftigsten zum Schluß. Zumindest kenne ich das so.
Service war freundlich und aufmerksam.
Was bleibt zu sagen? Die Location ist sehr schön, Service aufmerksam, freundlich. Essen ist ok. Preisliche gehoben, für uns stimmte das Preis / Leistungsverhältnis nicht ganz. Publikum gemischt, zwischen Touristen und Einheimischen die gepflegt essen gehen wollen. Der badische Weißburgunder, Empfehlung unseres Kellners, leicht frisch und passte prima.
Zu empfehlen, wenn’s Wetter wieder schön ist, draußen sitzen und das Treiben auf dem Gendarmenmarkt beobachten und ein Glaserl Wein schlürfen…