Am 07.07.2009 war ich zu einem Geschäftsessen im Sage Restaurant in der Köpenicker Str. in Kreuzberg.
Im Teil I des Berichtes hat Christiane ja schon recht ausführlich über das jetzt ca. 6 Wochen alte Restaurant berichtet.
Nun gibt sich die Gelegenheit das Essen zu testen. Ich war gespannt. Es wurden uns zwei alternative Sitzgelegenheiten ( Vier Personen ) reserviert. Im Außenbereich und im Innenbereich. Da es doch mehr nach Regen aussah haben wir uns dann für den Innenbereich entschieden. Sehr höflich bin ich, da mal wieder ein wenig zu früh, zum Tisch geführt worden. Der vorabbestellte Kaffee ist schnell gekommen und der erste Blick in die Speisekarte konnte gewagt werden.
Preislich eindeutig nicht billig und die Hauptgerichte beginnen bei 15 bis 16 Euro. Da kann man ja schon etwas erwarten!
Nun komplett wollten wir unsere Bestellungen aufgeben. Doch leider waren ca. 50 % aller angebotenen Hauptgänge in der angebotenen Form nicht bestellbar. Für mich absolut unverständlich und für ein Restaurant gehobener Preisklasse schlichtweg unmöglich. Da sollte der Küchenchef doch einen Kurs in Warenlogistik und Einkauf nehmen.
Es wurden dann zweimal Schnitzel mit Kartoffelsalat, eine Dorade im Stück und ein unbedeutendes 4 Gericht bestellt. Unbedeutend, da es nicht in der angepriesenen Form gereicht worden. Dazu ein guter, doch sehr teuer deutscher Weisswein. Mein Tipp, unbedingt vorher die Preise der Weine anschauen.
Zu den Schnitzeln. Der Blick auf den Kartoffelsalat weckte das erste Misstrauen in mir. Essiggurken, Tomaten, ein recht dünnes Dressing und sehr lieblose Kartoffeln machen einfach stutzig. Nun ist es ja mit Kartoffelsalat immer so eine Sache. Es gibt wohl X Varianten, doch zum Schnitzel wenig akzeptable Möglichkeiten. Ich bin mir immer noch nicht schlüssig, war es einfach eine verwässerte Majonäse oder doch ein leicht zu dickes Dressing? Aus meiner Sicht einfach nur undefiniert. Um es kurz zu machen, der Kartoffelsalat war einer der Schlechtesten die ich seit langer Zeit hatte. Normalerweise regt sich bei mir immer der Impuls, bitte noch mehr. Hier eher die Frage: Warum???
Aber da war ja noch das Schnitzel. Herzstück des Gerichtes. Zwei recht große Stücke lächelten mir entgegen. Also führt man erwartungsvoll das erste Stück in den Mund, beißt ab und… Ja das war es dann wohl, Die Panade einfach nur hart und geschmacksneutral. Nun besteht das Schnitzel ja nur aus zwei Komponenten. Panade und das Fleisch. Wenn also die Panade schon mehr als schlecht ist, dann sind einfach 50% des Schnitzels Schrott. Dieses Geschmackserlebnis dann doch für stolze 18 €. Für mich komplett durchgefallen.
Interessant auch die fachliche Begegnung mit dem Küchenchef. Da die Dorade im Stück serviert wird, muss diese ja noch filetiert werden. Die Frage, des wirklich sehr guten Personals, ob man selbst oder filetieren lassen möchte, wurde von meiner Begleitung mit, bitte machen, beantwortet. Also fing unsere Bedienung an, den Fisch zu zerlegen, bis, ja bis sich der Küchenchef anfing einzumischen und die Aktion übernommen hat. Ich mache es mal kurz. Laut Auskunft der Begleitung war im Grunde der Fisch nicht mehr genießbar und strotze vor Gräten. Auf Beschwerde bei der Bedienung haben wir dann den Kommentar aus der Küche bekommen, es wäre alles fachlich richtig und das wäre halt Fisch. Basta. Also soviel Selbstbewusstsein als Küchenchef muss man erst einmal haben. Ohne zum Gast zukommen ein Urteil zu fällen. Wow. Geisteskräfte oder das Wissen über sein eigenes nicht können? Ich würde das Gericht in Gräte an Dora nennen.
Zum Nachtisch wurde dann dreimal Creme Brulee geordert. Da mein Frustfaktor schon recht hoch war, habe ich auf einen Nachtisch verzichtet. Zum Glück aus meiner Sicht. War da nicht was mit kandiertem Zucker? Und sollte der nicht eine bräunliche Farbe haben? Im Sage Restaurant definitiv nicht. Interessant auch das Vanilleeis was zusätzlich zur Creme gereicht wurde. Ein gekonntes Ablenkungsmanöver um vom Hauptprodukt abzulenken? Geschickt!
Also, ich muss in diesen Laden nicht noch mal gehen. Zu teuer für das Niveau, oder nicht Niveau was hier geboten wird. Wie gesagt, dass Personal freundlich und gut. Die Küche sollte noch mal auf die Schulbank. Ach ja, noch so eine Unstimmigkeit. Warum gibt es bei einem Restaurant, welches auf teuer und hipp macht, Pizza und Pasta. Mich stört der Pizzaofen im Gastraum. Oder ist es doch die Erkenntnis, dass man wenigstens das kann? Aber das werde ich bestimmt nicht testen.
Nachtrag: letzte Woche Donnerstag war ich (Christiane) mit eingen Geschäftsfreunden dort beim essen. Weil: das Lokal, die Atmosphäre und die Lage sind wirklich toll.
Gegessen haben wir: Bouillabaisse (Top!!) pochiertes Kalbsfilet mit Orangen-Camparisauce (auch Top), Pizza, Rib-Eye-Steak, Perlhuhnbrust und Schwertfisch. Alles Top. Dann das Dessert: dreierlei Mousse – Katastrophe…das war Sahne mit Geschmack und dazu Brombeermarmelade – ein no go. Hättes sie es mir als Schokoladen-Espuma verkauft ok…aber Sahne mit Schokogeschmack als Mousse – das geht gar nicht.
Die Lavendelcreme war letztendlich eine Creme Brulee ohne jeglichen Lavendelgeschmack. Dazu gabs dann auch Karameleis (passt doch nicht) und eine fritierte Litschi oder so – auch nicht passend. Der Käseteller war dann wieder gut.
Schnitzel gab’s diesesmal nicht.
Mein Fazit: Lokal Top, Essen bischen Glück haben, Dessert vermeiden. Aber trotzallem ein ganz toller Abend. An der Stelle nochmals einen herzlichen Dank an unsere nette Frankfurter Gruppe. Gerne wieder 🙂